Post Corona Personas

Mit Anna und Willi aus der Krise

 

Die Krise geht auch an Ihren KundInnen nicht spurlos vorbei. Beleuchten Sie mit sorgsam hergestellten Post-Corona Personas Ihren Markt von morgen.

 

Ich möchte Ihnen heute zwei liebe Bekannte vorstellen: Anna und Willi. Mit den beiden plaudere ich in letzter Zeit – gezwungenermaßen – recht viel und inzwischen auch unheimlich gerne.

Willi Wütend 

…ist ein Ex-Kollege von mir. Als Baujahr 1970 durfte er letzte Woche sein halbes Jahrhundert still und leise feiern. Willi hat sich vor fünf Jahren seinen Lebenstraum erfüllt und sich selbstständig gemacht. Er vertreibt hochwertigen Kaffee und Barista-Bedarf für Restaurants und Unternehmen.

Corona trifft ihn mit voller Wucht. Wegen der schlechten Auftragslage hat er zwei seiner drei Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken müssen. Er arbeitet eifrig daran, zu retten, was zu retten ist. Er sagt: „Luxusgüter braucht jetzt keiner. Wir passen uns an.“ Willi ringt zurzeit mit den Fördermöglichkeiten für Unternehmer. „Die Entscheidungen der Regierung sind kaum nachvollziehbar! Man macht uns das Leben unnötig schwer!“

Als Single ist Willi nicht gewohnt, so viel Zeit eingesperrt und ohne Freunde zu verbringen: „Ich erfinde meine Freiräume und nutze alle Möglichkeiten. Ich mache gerne Sport. So oft wie jetzt bin ich noch nie joggen gegangen.“ Willi protzt gerne auf Facebook damit, was er täglich alles ausprobiert: „Ich habe mir das Kochen beigebracht. Ich kann jetzt ein Schnitzel selbst brutzeln, und mein steirischer Vogerlsalat schmeckt großartig“.

Die Zukunft sieht er ambivalent: „Es wird ein echter Überlebenskampf, ich muss unbedingt meinen Frust kanalisieren und die Nerven behalten. Ich brauche auf jeden Fall neue Laufschuhe und gehe morgen zum ersten Mal wieder shoppen. Ein bisschen Luxus darf schon sein. Aber mehr ist derzeit nicht drin.“

Anna Ängstlich 

…wohnt gegenüber. Sie hat drei schulpflichtige Kinder, einen Hund und einen Teilzeitjob als Software-Testerin. Sie ist Diabetikerin. Ihre Firma hat ab dem ersten Tag für alle Mitarbeiter Homeoffice verordnet. Die Projekte rennen in vollem Tempo weiter. Ihr Mann ist im Gesundheitsbereich tätig und derzeit kaum zu Hause. „Wir machen uns zwar keine Sorge um unsere Jobs aber der Alltag ist der absolute Wahnsinn. Normalerweise sind die zwei Kleineren nach der Schule bei meinen Eltern. Sie essen dort und machen ihre Hausaufgaben. Das wird jetzt nicht mehr gehen. Mein Vater ist herzkrank, er würde COVID-19 nicht überleben.“

Anna ist erschöpft, das sieht man ihr an. Sie jongliert täglich zwischen 3 Kindern, 24 Lehrern und ihrer Chefin auf Zoom, Team, Jitsi, Gmail, WhatsApp und auch am Telefon. Sie erzählt stolz davon, was ihre Kinder alles leisten: „Sie schaffen ihre Schulaufgaben quasi selbstständig und gehen mit dem Hund Gassi. Anders würde es gar nicht gehen: Ich muss meine 5-6 Stunden Arbeit täglich abliefern. Das mache ich oft bis spät am Abend.“

Anna hat Angst um die eigene Gesundheit und ist verunsichert. „Mein Ältester hat gerade den Führerschein gemacht und übernimmt die Einkäufe, mit Maske und Handschuhen. Bald ist Matura. Hoffentlich schafft er das. Die Matura, meine ich!“ Anna sucht Entlastung wo und wann es geht. „Wir holen uns zwei Mal die Woche Essen vom Gasthaus ums Eck, im eigenen Geschirr. Ich stehe früh auf und nehme online an einer Gymnastikstunde teil.“ Anna bleibt trotz der Ansteckungsgefahr hoffnungsvoll. „Ich befolge die Richtlinien genau und bleibe zurückhaltend, solange es keine Medikamente gegen Corona gibt. Irgendwann wird es vorbei sein. Dann schicke ich die Kinder schnurstracks in ein Ferienlager und ich habe endlich Zeit für mich.“ 

Personas

Haben Sie das das Gefühl, Anna und Willi zu kennen? Sie erahnen wahrscheinlich schon, dass sie keine echten Menschen sind und Sie haben recht damit. Ihre Lebensumstände sind frei erfunden und ihre Einstellungen gegenüber Corona, Konsum, Politik und Zukunft basieren auf Markt- und Meinungsforschungsergebnissen von April 2020.

Ihre Situation ist auf die Spitze getrieben, der Unterschied in ihren Einstellungen bewusst antagonistisch gewählt. Anna und Willi sind sogenannte Personas: Persönlichkeitsmodelle, die mir ermöglichen eine externe Perspektive auf mein Geschäft zu gewinnen. Mit ihnen führe ich täglich (Selbst-)Gespräche zu den wichtigsten Themen, die mich beschäftigen: Wie geht es weiter? Was soll ich machen? Was brauche ich und was brauchen andere von mir? Wie kann ich mich jetzt am besten anpassen?

Anna und Willi verkörpern die post-Corona Bedürfniswelten meiner KundInnen und MitarbeiterInnen. Anna hat die Flucht nach vorne ergriffen: Sie kompensiert so gut sie kann den negativen Stress, den Sars-CoV-2 auf ihren Alltag ausübt. Für Willi ist Angriff die beste Verteidigung. Vollgepumpt mit Adrenalin, schmiedet er aus vielen neuen Geschäftsideen einen ausgefeilten Schlachtplan.

Willi bringt seine Strategie für uns auf den Punkt: „Wir bereiten uns auf ein Festmahl vor, ohne zu wissen, ob Gäste kommen werden. Wir brauchen einen Plan B, und C, und D...“ 

„My home is my castle,” erwidert Anna. “Heuer gibt es für uns keinen Badeurlaub. Wir werden erstmal daheim unsere Kräfte sammeln. Und nie wieder möchte ich kostbare Zeit unnötig mit Pendeln verschwenden.“

Egal wie unterschiedlich Anna und Willi sein mögen, diese Krise geht an beiden nicht spurlos vorbei. Die extreme Erfahrung hat ihre Glaubensätze dauerhaft erschüttert. Beide spüren außerdem die Unruhe, die Ungewissheit und eine ungemeine innere Spannung. Sie sind wie zwei Bögen, die nur darauf warten, ihre Spannkraft zu entladen; womöglich in entgegengesetzte Richtungen. Wie bereitet sich Ihre Organisation darauf, diese Kräfte positiv abzufedern?

Wechseln Sie die Perspektive

Welche Akteure Sie auf Ihre Zukunftsbühne platzieren möchten hängt von Ihrer Fragestellung ab. Wichtig dabei ist ein kompromissloser und mehrfacher Perspektivenwechsel. Umso schärfer die Charaktere, umso leichter fällt das Spiel. Als Übung können Sie sich selbst als Persona darstellen. 

Hier finden Sie eine Vorlage zur Entwicklung Ihrer Personas mit allen relevanten Fragestellungen.

Die wichtigste Arbeit besteht darin, mit sorgsam hergestellten post-Corona Personas die Geschäftswelt von morgen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Dazu verwenden wir neben Personas eine der mächtigsten Methoden aus dem Design Thinking Instrumentarium, die Analyse der Customer bzw. Employee Journey – die Reise des Kunden oder des Mitarbeiters Ihrer Organisation.

federkraft unterstützt Sie

Gerne gestalten wir mit Ihnen diesen Prozess: knapp und effizient, um rasch neue Einsichten zu gewinnen. Wir begleiten bei Bedarf alle weiteren Schritte, die Ihre Organisation zukunftsresilient machen werden.