Future in Progress

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Der Ritt auf dem Schwarzen Schwan* oder der Weg aus der KrisenHAFT. (Episode 1)

 

* für unwahrscheinlich gehaltene Ereignisse, die dann überraschend doch eintreten (vgl. Nassim Taleb)

 

Die Welt ist in Bewegung, die Wirtschaft ist Bewegung und damit ist auch die Arbeitswelt in Bewegung. Auch wenn sich diese Bewegung aktuell vielerorts wie Stillstand anfühlt, wird sich der Rahmen unseres Handels spätestens dann, wenn wir wieder unsere "gewohnten" Arbeitsplätze aufsuchen, eklatant verändert haben.

Was wir aktuell erleben, ist vielfach eine räumliche Veränderung namens Homeoffice, was aber viel einschneidender sein wird, ist die Veränderung, die sich danach in unser aller Köpfen vollzogen haben wird. Die aktuelle Krise wird in unserem Denken Spuren hinterlassen und unser Handeln auf lange Zeit prägen. Wir werden Risiken als auch Chancen mit den Erfahrungen aus der Krise neu einordnen und neu bewerten. Wir sind aufgefordert unter geänderten Rahmenbedingungen zu handeln und gleichzeitig neue Handlungsrahmen zu gestalten.

Neue Brillen

In unserer Arbeitswelt werden wir uns neu mit den Themen Flexibilität, Stabilität, Verbindlichkeit, Sicherheit und Individualität beschäftigen. Wir werden mit einer anderen Brille auf die Qualität von Führung und auf jene von Entscheidungen schauen. Die zwanghafte Eliminierung von Redundanzen unter dem Denkmantel der Effizienz erscheint im Rückspiegel schon jetzt ähnlich grotesk wie der massenhafte Export an Arbeitsplätzen zum Preis höchst vulnerabler Abhängigkeiten von globalen Lieferketten.

Corona ist mitunter mehr als eine Krise. Für manche Organisationen wird Corona zu einer Katastrophe - und trotzdem möchte ich Sie dazu einladen mit mir in dieser Blogreihe dorthin zu schauen, wo durch Corona neue Handlungsfelder rund um die Organisation und Gestaltung von Arbeitswelten entstehen.

Im Spannungsfeld zwischen Ressourcen und Kapital

"Geld macht glücklich, wenn man rechtzeitig d#rauf schaut, dass man‘s hat, wenn man‘s braucht", diese Aussage des legendären Talkmasters Josef "Joki" Kirschner wird mit dem Fokus auf kommende Krisen fast zur philosophischen Weisheit für Unternehmen. Die Aussage stammt aus einem Werbespot der 1980er für eine Bank, der "Joki" Kirschner als Testimonial diente.

Banken und deren Dienstleistungen haben sich seit den 1980ern eklatant geändert. Zinsen, die über Jahre wie fast von selbst ein kleines Kapital für Notzeiten entstehen haben lassen, gibt es nicht mehr. Das Geld selbst wurde zur Ressource erklärt, das wie Kohle die Hochöfen der Wirtschaft am Laufen halten sollte.

An dieser Stelle zeigt sich sehr klar der Unterschied zwischen Kapital und Ressource. Kapital hat etwas Stabiles, etwas Langfristiges, etwas Wertsteigerndes, etwas Sicherheitsstiftendes. Im Gegensatz dazu sind Ressourcen etwas, das genützt, gebraucht und meist (zu) schnell verbraucht wird.Schauen wir doch genau mit dieser Brille auf Unternehmen und deren MitarbeiterInnen im Jänner 2020.

Nachdem unser Wirtschaftssystem schon etwas in die Jahre gekommen ist, benötigt es mitunter schon eine Gleitsichtbrille - der Teil im Zentrum der Bille sorgt für den Weitblick, jener im unteren Blickfeld hat die unmittelbareren Ereignisse im Fokus. Viele Unternehmen schätzen dabei den Weitblick und sehen damit auch die eigenen MitarbeiterInnen als jenes Kapital, das dabei unterstützt dem Horizont Schritt für Schritt näher zu kommen. Mit dem Mitarbeiterkapital steigt auch der Wert und die Wertschöpfung jener Organisationen, die auch schon in ehemals schwierigeren Zeiten die langfristige Perspektive jener der kurzfristigen Erträge den Vorzug gegeben haben.

Altes Denken

Immer mehr Unternehmen nutzen aber vermehrt den unteren Teil der Brille - jenen Teil, der nur das unmittelbare im Fokus schärft. Mit dieser Haltung - leicht gebückt - wird die Belegschaft schnell vom oft skandierten wertvollen Kapital zu einer kurzfristig einsetzbaren Ressource.

Die Situation auf den Arbeitsmärkten im Jänner 2020 hat diesen Trend schon sehr klar wiedergespiegelt. Für immer mehr Organisationen war das Schürfen in den Minen der Arbeitsmärkte zu einer Sisyphusaufgabe geworden. Kaum mehr Menschen, die sich für Tätigkeiten in Branchen wie bspw. der Gastronomie und dem Handel begeistern wollten.

Die Ressourcen waren aufgebraucht und der Arbeitsmarkt für immer mehr Bereiche "ausgetrocknet". Die Anzeichen dafür, dass sich der Arbeitsmarkt stark in Richtung Arbeitgebermarkt entwickelt, waren vielfach unübersehbar.

Schwarze Schwäne

Mit Corona hat sich dieses Bild radikal geändert. Es sind oft die unerwarteten Ereignisse - sogenannte Schwarze Schwäne (vgl. Nassim Taleb), die ein neues Licht auf scheinbar bekannte Umstände werfen. An manchen Stellen führt das zu einem Druckabfall - fast zu einer Entspannung der Lage. An anderen Stellen baut sich hingegen geysierartiger Druck auf, dem jedoch jegliches Ventil zur Druckentlastung fehlt. Manche Arbeitsmärkte sind aktuell wieder bis zum Bersten gefüllt, andere zeigen gerade in der Krise wo es eklatant an Kapital für herausfordernde Zeiten fehlt.

Egal auf welcher Seite der Krise man als Organisation aktuell steht - auf der Seite der Nutznießer oder auf der der Seite der leidtragenden Unternehmen - für beide ergibt sich daraus ein Auftrag für die Gestaltung der Zukunft.

Auf beiden Seiten gilt es unmittelbar dafür zu sorgen, dass der, durch das teilweise übertriebene Ressourcendenken hervorgerufene Notstand vor der Krise sich nicht schon in naher Zukunft beginnt zu wiederholen.

Es gilt

 

  • darauf zu schauen organisatorische Rahmen zu bauen, die eine dauerhafte Tätigkeit in einzelnen Branchen nicht einer Selbstausbeutung gleichsetzen.
  • darüber nachzudenken, wie man Berufsbilder gestaltet, die nicht nur abwechslungsreich und sinnstiftend, sondern auch dauerhaft(er) und damit eine Existenzgrundlage für den Einzelnen ermöglichen.

 

Ziel sollte es nicht (ausschließlich) sein, die gewohnte Realität von "vor der Krise" so schnell wie möglich wiederherzustellen. Tatsächlich - auch wenn es für manche LeserInnen zynisch klingen mag - ist der Wendepunkt einer Krise oft der Punkt, an dem man beginnt jenes neues Terrain zu beschreiten, das man ohnehin schon seit längerer Zeit im Auge gehabt hat.

Das Festhalten an Gewohntem und das Risiko zu scheitern haben hier zu lange wie eine Kette das Machen des ersten notwendigen Schrittes verhindert. Nachdem sich die Welt und damit das eigene Umfeld geändert haben, ist jetzt mitunter jeder Schritt ein Schritt ins Ungewisse - die Zeit nun jene Ideen Realität werden zu lassen, die einen auch schon vor der Krise immer wieder beschäftigt haben, ist denkbar gut.

Eine kleine Anleitung

Die Frage - mehr Ressourcen oder doch eine gehörige Portion Kapital - muss letztlich jede Person und auch jede Organisation für sich beantworten.

Am besten funktioniert das, wenn

 

  1. Sie sich selbst oder auch Ihr Unternehmen ins Zentrum dieser Frage stellen Wer möchten Sie denn selbst lieber sein - ein Ressource oder ein Kapital?
  2. Sie sich fragen: Was davon steht mir zur Verfügung? Ressourcen kann man an dieser Stelle recht schnell finden (Zeit, Geld, etc) - die meisten zumindest. Vorrangig aber mit dem Fokus, dass diese nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Lassen Sie sich davon nicht abhalten um tiefer einzusteigen - dann werden Sie Stück für Stück Ihr Kapital und auch jenes Ihrer Unternehmen aufspüren (Ideen, Kreativität, Engagierte MitarbeiterInnen,...).
  3. Sie dann zumindest fünf Elemente jeweils für Ressource/Kapital gefunden haben: dann denken Sie noch einmal darüber nach, ob eine gefundene Ressource nicht doch die Chance hat - mit dem nötigen Zutun - auf die Seite des Kapitals zu kommen. Denken Sie daran - es ist vorrangig das Kapital, dass Ihnen durch die sicher auch in Zukunft kommenden Herausforderungen helfen wird.Sie dann ihre Kapitalliste komplett haben: nehmen Sie sich jedes einzelnen Kapitalelementes an und überlegen sich, wie Sie genau dieses Element beginnen zu stärken. Denken Sie wieder daran - es ist die Kapitalseite, die die Chance erhöht, dass Sie zukünftige Krisen bestmöglich bewältigen können.

 

Diese Entwicklungsaufgabe können Sie alleine machen - nachhaltiger wird es, wenn Sie Ihre Überlegungen im Team teilen und mit Ihrem Team ergänzen. Sie werden sehen, dass das etwas verändert und mancher Krisengedanke durch eine Zukunftsidee ersetzt wird. Beginnen Sie am besten noch heute damit an sich und Ihrer Organisation dahingehend zu gestalten.

Eine Vorlage für die hier beschriebenen Schritte können Sie sich hier kostenlos downloaden. Gerne stehen wir als federkraft zur Verfügung um diesen und weitere Entwicklungsprozesse mit Ihnen, Ihren Teams und Organisationen weiter zu vertiefen und damit eine tragfähige Basis für den Weg aus der Krise zu beschreiten.

federkraft unterstützt Sie

An dieser Stelle weisen wir gerne auf unser Beratungsangebot "future in progress" hin, mit dem wir Teams und Organisationen dabei unterstützen relevante Fragen für die Gestaltung der Zukunft zu beantworten und entsprechende Tasks für die Realisierung auf den Weg zu bringen.

In den kommenden Wochen werden wir uns in diesem Blog mit weiteren Themen rund um Entwicklungsfragen im Kontext der aktuell herausfordernden Gegenwart beschäftigen.

 

 

 

Kommentare und Antworten

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Bemerkungen :

  • user
    Markus Starecek April 27, 2020 Beim 8:41 pm
    Schauen Sie sich das Workshop Format 'Future in Progress' an!